Beckenstart mit Sangokai - es hat funktioniert!
Verfasst: Sonntag 17. Mai 2020, 15:35
Dieser Beitrag wendet sich an alle, die mit dem Gedanken spielen, in die Meerwasser-Aquaristik einzusteigen. Profis wird er langweilen. Ich stelle hier auch weniger Fragen oder Probleme vor, sondern will von meinen Gedanken und Erfahrungen aus 9 Wochen mit dem START, BASIC und BALANCE System von Sangokai berichten.
Die Planung
Ich bin in den 70ern und 80ern groß geworden und nähere mich neuen Aufgabenstellungen noch gerne mit nicht-Hintergrund-beleuchteter, gebundener Literatur. Vielleicht war das ein erster Fehler, denn es hat mein Projekt nur verzögert. Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass mein Becken wochenlang dunkel und dann wechselnd rot, grün oder gelb vor sich hin modert. Von unserem Gartenteich weiß ich, dass absterbende Algenblüten gleich den Nährstoff für die nächste bilden. Wie auch immer, sicher haben die Bücher verdiente Meereswasser-Aquaristiker geschrieben und ganz sicher war man vor 20 Jahren auch technisch noch nicht so weit wie heute. Jedoch konnte ich aus der Literatur keinen für mich validen Ansatz für mein Vorhaben ableiten.
Der Blick ins Internet verschreckt in der Entscheidungsphase jedoch noch mehr. Allein hier im Blog kann man sich gut 40.000 Beiträge über Probleme von Meerwasserbecken durchlesen - und das Projekt dann beerdigen. Nein, nein, Ihr macht das richtig hier und heute bin ich regelmäßiger Besucher des Forums. Ab und an liest man ja auch, dass ein Becken einige Jahre toll lief, aber dann… Wenn man aber noch kein Aquarium hat, bekommt man hier schnell einen flauen Magen. Ich beschloss, vorerst nicht mehr in die Foren zu gehen. Vielleicht mein zweiter Fehler.
Absolut verstörend ist aber ist die Beratung in den Aquaristik-Shops. Ich komme beruflich in Deutschland viel herum und nutzte in der Planungsphase jede freie Minute, die lokalen Händler in Bayern, Hessen, Niedersachsen und in meiner jetzigen Heimat Berlin/Brandenburg aufzusuchen. Mir wurde dabei unisono klar gemacht, dass man von den Leuten, die sich nur beraten lassen, um sich dann nachher im Internet einzudecken, nichts hielte. Gut, kann ich verstehen, also stellte ich schnell meine Fragen, wurde dann aber trotzdem nicht mehr aus den Läden raus gelassen. In der Shop-Welt scheint ein Krieg ausgebrochen zu sein. Ein Geschimpfe über die Kollegen, die unterschiedlichen Ansätze, und den Markt allgemein. Der eine würde Essig als teures Mittel verkaufen, man selbst hätte vor 30 Jahren die Meerwasser-Aquaristik erfunden. Im Internet stünde nur Unsinn und entweder würde ich das Becken so einfahren, wie der Shop-Inhaber das vorgebe oder werde halt scheitern. Traurige Quintessenz meiner Rundreisen:
Als Anfänger hätte ich alleine gar keine Chance.
Es würde nur klappen, wenn er, der Profi, drei Monate bei uns einziehen würde.
Die meisten geben eh wieder auf und bringen den ganzen Kram dann zum Händler zurück. Schade um die Tiere.
Gut, ich übertreibe, aber irgendwann hatte ich auf diese Einschüchterungen keine Lust mehr. Wer böses denkt, mag da ein System hinter erkennen. Als ich später einmal in einer Korallenfarm stand und Beratung für den Erstbesatz suchte (den ich auch kaufen und mitnehmen wollte!), wurde der Verkäufer pampig, als ich erwähnte, ich arbeite nach Sangokai. „Dann soll doch Herr Kokott sagen, welche Korallen Sie kaufen sollen…“
Und immer dieser mitleidige Blick, wenn ich zum Beispiel sagte, ich hätte gerade LED Lampen gekauft. Ein Blick, der ohne Worte sagt, „der Arme, er wird bald aufgeben müssen, weiss es aber noch nicht.“ Ohne T5er wäre das Licht suboptimal. Aha.
Wenn ich z. B. offenbarte, dass ich ohne Bakterien aus der Flasche oder aus lebenden Steinen starten wollte, stellten mich einige als unverantwortlichen Hasardeur oder gleich als Verräter in die Ecke. Was ist hier los?
Die Theorie
Und schon war man mittendrin in der Meerwasser-Aquaristik. Nichts ist klar, alles ist möglich, oder auch nicht. Das System ist äußerst fehleranfällig und ein Handbuch gibt es nicht. Filtern über Watte, Zeolith, Fliessbett- oder gar nicht. Live-Sand oder Riffkeramik für alles gibt es Beispiele, dass es klappt und dass es nicht klappt. Diskussionen der konträren Protagonisten der Szene gibt es wenig. Fast immer wird es schnell dogmatisch, die jeweils andere Theorie wird verrissen. Uns Anfänger verschreckt das nur. Wir wollen nicht Teil eines Dogmen-Streits werden, sondern suchen schlicht Hilfe. Wir wollen verstehen und lernen, von mir aus auch unterschiedliche Standpunkte. Wie soll das gelingen, wenn sich die Profis derart beharken.
Jüngere Ansätze lassen wenigstens die verschiedenen Theorien nebeneinander stehen und so kam ich auf Sangokai. Erfrischend, dass nicht alles andere gleich schlecht gemacht wird. Jörg versucht zu erklären, warum er etwas so macht und nicht anders. Insbesondere mit den Sangokai Empfehlungen A-Z (SEA-Z) bettet er die verschiedenen Parameter der Meerwasser-Aquaristik wie Strömung, Bodengrund, Abschäumung, etc in ein zusammenhängendes System. Eine Theorie. Immer wenn Funktionszusammenhänge zu komplex werden, versuchen wir diese mit Theorien begreifbar zu machen. Das passiert hier. Letztlich ist das Meerwasseraquarium ein Modell mit hunderten Variablen. Hier einen Parameter zu verändern oder dort ein Mittelchen rein kippen funktioniert in so einem Modell nur bedingt bis gar nicht.
Im Forum wird oft eine Lösung für ein spezielles Problem gesucht. Diese eine Lösung gibt es aber selten. Die Moderatoren werden nicht müde anzumerken, das mini Ökosystem immer als Ganzes zu betrachten und zu kurieren. Die Korallen ausreichend zu ernähren scheint mehr zu helfen, als einen Wasserparameter zu verändern. Zunächst einmal interessant. Ein Auto mit 100 Lenkrädern kann man nicht steuern. Man muss es sich selbst steuern lassen.
Somit bleibt das Ganze zwar nebulös und der Wirkmechanismus eine Blackbox. Aber in diesem Fall hilft uns eine menschliche Eigenart, die fast noch wichtiger ist: das Bauchgefühl. Immer wenn wir etwas nicht umfassen können, lassen wir unseren Bauch entscheiden. Und wenn jemand nur einen „Zaubertrank“ verkauft und nicht noch Steine, Sand, Abschäumer oder Aquarien, dann sollte sein Zaubertrank schon funktionieren. Ansonsten wäre sein Geschäftsmodell zum Scheitern verurteilt.
Klingt wie eine bestellte Werbeveranstaltung für Jörg, ist es aber nicht. Zwischenzeitlich hat mich die Vorbereitungsphase ziemlich geschlaucht und letztlich genervt. Nicht selten wollte ich abbrechen, also gar nicht erst anfangen. Ich brauchte einen Strohhalm, an den ich mich klammern konnte. Einen Weg, der mich Anfänger im Selbststudium zum Erfolg führen kann. Uns so entschied ich, dass ich Sangokai zu 100% umsetzen wolle. In dem Forum wird oft von Problemen berichtet, wenn man verschiedene Ansätze kombiniert. Teils heben sich die Wirkungen sogar gegeneinander auf. Mir blieb ja auch gar nichts anderes übrig. Als Anfänger wäre es vermessen, sich zuzutrauen, dass man über Jahre gewachsene Ansätze gleich weiterentwickeln könnte.
Die Planung
Ich bin in den 70ern und 80ern groß geworden und nähere mich neuen Aufgabenstellungen noch gerne mit nicht-Hintergrund-beleuchteter, gebundener Literatur. Vielleicht war das ein erster Fehler, denn es hat mein Projekt nur verzögert. Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass mein Becken wochenlang dunkel und dann wechselnd rot, grün oder gelb vor sich hin modert. Von unserem Gartenteich weiß ich, dass absterbende Algenblüten gleich den Nährstoff für die nächste bilden. Wie auch immer, sicher haben die Bücher verdiente Meereswasser-Aquaristiker geschrieben und ganz sicher war man vor 20 Jahren auch technisch noch nicht so weit wie heute. Jedoch konnte ich aus der Literatur keinen für mich validen Ansatz für mein Vorhaben ableiten.
Der Blick ins Internet verschreckt in der Entscheidungsphase jedoch noch mehr. Allein hier im Blog kann man sich gut 40.000 Beiträge über Probleme von Meerwasserbecken durchlesen - und das Projekt dann beerdigen. Nein, nein, Ihr macht das richtig hier und heute bin ich regelmäßiger Besucher des Forums. Ab und an liest man ja auch, dass ein Becken einige Jahre toll lief, aber dann… Wenn man aber noch kein Aquarium hat, bekommt man hier schnell einen flauen Magen. Ich beschloss, vorerst nicht mehr in die Foren zu gehen. Vielleicht mein zweiter Fehler.
Absolut verstörend ist aber ist die Beratung in den Aquaristik-Shops. Ich komme beruflich in Deutschland viel herum und nutzte in der Planungsphase jede freie Minute, die lokalen Händler in Bayern, Hessen, Niedersachsen und in meiner jetzigen Heimat Berlin/Brandenburg aufzusuchen. Mir wurde dabei unisono klar gemacht, dass man von den Leuten, die sich nur beraten lassen, um sich dann nachher im Internet einzudecken, nichts hielte. Gut, kann ich verstehen, also stellte ich schnell meine Fragen, wurde dann aber trotzdem nicht mehr aus den Läden raus gelassen. In der Shop-Welt scheint ein Krieg ausgebrochen zu sein. Ein Geschimpfe über die Kollegen, die unterschiedlichen Ansätze, und den Markt allgemein. Der eine würde Essig als teures Mittel verkaufen, man selbst hätte vor 30 Jahren die Meerwasser-Aquaristik erfunden. Im Internet stünde nur Unsinn und entweder würde ich das Becken so einfahren, wie der Shop-Inhaber das vorgebe oder werde halt scheitern. Traurige Quintessenz meiner Rundreisen:
Als Anfänger hätte ich alleine gar keine Chance.
Es würde nur klappen, wenn er, der Profi, drei Monate bei uns einziehen würde.
Die meisten geben eh wieder auf und bringen den ganzen Kram dann zum Händler zurück. Schade um die Tiere.
Gut, ich übertreibe, aber irgendwann hatte ich auf diese Einschüchterungen keine Lust mehr. Wer böses denkt, mag da ein System hinter erkennen. Als ich später einmal in einer Korallenfarm stand und Beratung für den Erstbesatz suchte (den ich auch kaufen und mitnehmen wollte!), wurde der Verkäufer pampig, als ich erwähnte, ich arbeite nach Sangokai. „Dann soll doch Herr Kokott sagen, welche Korallen Sie kaufen sollen…“
Und immer dieser mitleidige Blick, wenn ich zum Beispiel sagte, ich hätte gerade LED Lampen gekauft. Ein Blick, der ohne Worte sagt, „der Arme, er wird bald aufgeben müssen, weiss es aber noch nicht.“ Ohne T5er wäre das Licht suboptimal. Aha.
Wenn ich z. B. offenbarte, dass ich ohne Bakterien aus der Flasche oder aus lebenden Steinen starten wollte, stellten mich einige als unverantwortlichen Hasardeur oder gleich als Verräter in die Ecke. Was ist hier los?
Die Theorie
Und schon war man mittendrin in der Meerwasser-Aquaristik. Nichts ist klar, alles ist möglich, oder auch nicht. Das System ist äußerst fehleranfällig und ein Handbuch gibt es nicht. Filtern über Watte, Zeolith, Fliessbett- oder gar nicht. Live-Sand oder Riffkeramik für alles gibt es Beispiele, dass es klappt und dass es nicht klappt. Diskussionen der konträren Protagonisten der Szene gibt es wenig. Fast immer wird es schnell dogmatisch, die jeweils andere Theorie wird verrissen. Uns Anfänger verschreckt das nur. Wir wollen nicht Teil eines Dogmen-Streits werden, sondern suchen schlicht Hilfe. Wir wollen verstehen und lernen, von mir aus auch unterschiedliche Standpunkte. Wie soll das gelingen, wenn sich die Profis derart beharken.
Jüngere Ansätze lassen wenigstens die verschiedenen Theorien nebeneinander stehen und so kam ich auf Sangokai. Erfrischend, dass nicht alles andere gleich schlecht gemacht wird. Jörg versucht zu erklären, warum er etwas so macht und nicht anders. Insbesondere mit den Sangokai Empfehlungen A-Z (SEA-Z) bettet er die verschiedenen Parameter der Meerwasser-Aquaristik wie Strömung, Bodengrund, Abschäumung, etc in ein zusammenhängendes System. Eine Theorie. Immer wenn Funktionszusammenhänge zu komplex werden, versuchen wir diese mit Theorien begreifbar zu machen. Das passiert hier. Letztlich ist das Meerwasseraquarium ein Modell mit hunderten Variablen. Hier einen Parameter zu verändern oder dort ein Mittelchen rein kippen funktioniert in so einem Modell nur bedingt bis gar nicht.
Im Forum wird oft eine Lösung für ein spezielles Problem gesucht. Diese eine Lösung gibt es aber selten. Die Moderatoren werden nicht müde anzumerken, das mini Ökosystem immer als Ganzes zu betrachten und zu kurieren. Die Korallen ausreichend zu ernähren scheint mehr zu helfen, als einen Wasserparameter zu verändern. Zunächst einmal interessant. Ein Auto mit 100 Lenkrädern kann man nicht steuern. Man muss es sich selbst steuern lassen.
Somit bleibt das Ganze zwar nebulös und der Wirkmechanismus eine Blackbox. Aber in diesem Fall hilft uns eine menschliche Eigenart, die fast noch wichtiger ist: das Bauchgefühl. Immer wenn wir etwas nicht umfassen können, lassen wir unseren Bauch entscheiden. Und wenn jemand nur einen „Zaubertrank“ verkauft und nicht noch Steine, Sand, Abschäumer oder Aquarien, dann sollte sein Zaubertrank schon funktionieren. Ansonsten wäre sein Geschäftsmodell zum Scheitern verurteilt.
Klingt wie eine bestellte Werbeveranstaltung für Jörg, ist es aber nicht. Zwischenzeitlich hat mich die Vorbereitungsphase ziemlich geschlaucht und letztlich genervt. Nicht selten wollte ich abbrechen, also gar nicht erst anfangen. Ich brauchte einen Strohhalm, an den ich mich klammern konnte. Einen Weg, der mich Anfänger im Selbststudium zum Erfolg führen kann. Uns so entschied ich, dass ich Sangokai zu 100% umsetzen wolle. In dem Forum wird oft von Problemen berichtet, wenn man verschiedene Ansätze kombiniert. Teils heben sich die Wirkungen sogar gegeneinander auf. Mir blieb ja auch gar nichts anderes übrig. Als Anfänger wäre es vermessen, sich zuzutrauen, dass man über Jahre gewachsene Ansätze gleich weiterentwickeln könnte.