Mein neues Aquarium habe ich am 18.03.2019 in Betrieb genommen. Die Technik funktionierte bis auf einige Kleinigkeiten tadellos und die Wasserwerte waren schnell einstellt. Der Vliesfilter flog wieder raus, beim "nachziehen" brach jedesmal die Schaumbilder im AS zusammen und die Geruchsentwicklung war unangenehm. Der Umzug war schon einiges an Stress, hat aber dennoch gut geklappt. Am Abend vor dem neuen Becken zu stehen und zu sehen wie die Fische völlig entspannt ihre Kreise ziehen war den Stress aber wert. Trotz der nur sehr kurzen Standzeit ist einiges passiert, positives sowie negatives. Dazu mehr im nachfolgenden Text…
Nach Gutachten des Statikers wurde als Vorbereitung für das neue Becken der alte Bodenbelag entfern und der Estrich aufgeschnitten. Die Isolationsschicht aus Styropor wurde herausgenommen und durch Ytong (in Folie versiegelt) ersetzt. Eine neue Schicht Estrich wurde wieder über den Ytong gegossen, mit dem altem Estrich "vernäht" und mit einem neuen Bodenbelag versehen. Die Arbeiten wurden von und mit einem Fachmann durchgeführt.


Der Unterbau besteht ebenfalls aus Ytong und wurde als „E“ ausgeführt und quer mit Stahlstreben verstärkt. Es gibt eine Kammer für das Technikbecken (Feuchtraum) und eine für die Elektrik (Trockenraum). Vor dem Technikbecken steht später eine Strebe aus Edelstahl um das Gewicht besser aufzufangen. Das Aquarium wurde mit 4 Personen auf den Unterbau gestellt, was durch die Höhe nicht so einfach wie gedacht war. Ein Aufsatz für die 4 Philips Coralcare wurde aus 20mm Alu-Profilen gebaut, alle Bauteile bestehen hier aus Aluminium oder Edelstahl und haben keinen Wasserkontakt. Für die bessere Belüftung (und aus Faulheit) habe ich statt festen Holztüren auf ein Vorhangsystem vom schwedischen Möbelmarkt gesetzt und bin damit voll und ganz zufrieden. Eine Elektroverteilung mit Stromzwischenzähler und Einzelsicherungen habe ich mir vom Elektriker anfertigen lassen, mich störten diese unzähligen Steckdosenleisten schon immer. Das Aquarium ist im Hausverteiler einzeln abgesichert.

Den Aufbau habe ich trocken im Becken aufgebaut, hierbei habe ich auf verschiedene Materialien gesetzt. Es wurden RealReefRocks verwendet, ebenso einige Teile von CaribSea und ein großes Stück Totgestein, eigentlich alles was von der Form her gefiel. An der Rückwand fanden noch ein paar Stück Keramik eines namhaften Anbieters Verwendung. Nichts ist massiv gestapelt, die Platten liegen nur auf wenigen Punkten auf und alles ist umschwimm bzw. unterschwimmbar. Es wurde daran gedacht, dass sowohl große als auch kleine Fische Rückzugsmöglichkeiten haben. Verklebt wurde mit Kleber von Innotec. Der Sand ist der Special Grade Argonite von CaribSea 1-2mm Körnung.

In diesem Zustand lief das Becken dann 3 Tage bis zum Umzugstag. Zum Umzugstag selbst werde ich hier nicht mehr schreiben als das es viel Arbeit war, insbesondere die Lippfische im Sand zu erwischen. Eine Demoiselle ist leider verschwunden, schätzungsweise hinter der alten Keramik.
Der Aufbau wurde komplettiert mit dem Gestein aus meinem alten Becken. Die Korallen wurden im Becken gestellt und die Fische und Wirbellosen tropften in dieser Zeit ein. Passend zum Umzug besorgte ich mir ein paar Neubesetzungen, ich dachte mir am besten direkt ins neue Becken dann gibt es kein territoriales Verhalten und Aggressionen. Zugezogen sind:
1x Zebrasoma flavescens (kleiner)
1x Ctenochaetus strigosus
1x Chelmon rostratus (futterfestes Tier)
2x Labroides dimidiatus (deutlicher Größenunterschied)
2x Oxycirrhites typus (da war ich schon länger am Überlegen, der Händler hatte sie als Paar da --> Spontankauf)
Alle Tiere wurden gleichzeitig eingesetzt und sind natürlich direkt im Aufbau verschwunden. Die Grundel bildet hier wohl die Ausnahme, so ein entspanntes Tier habe ich noch nicht gesehen. Im alten Becken war sie auch überall unterwegs und legte im neuen direkt mit dem baggern los und hatte nach 30min eine neue Höhle gefunden und fleißig ausgebaut.
Hier Bilder vom 1. Abend am Umzugstag:


Nach einigen Tagen zeigte das Becken leichte Beläge mit Kieselalgen, vorzugsweise auf der Keramik. Die Fische zeigten untereinander keine Aggressionen bis auf die 2 Hawaiidocs, die sich hin und wieder angegangen haben. Korallen zeigten bereits am ersten Tag ein tolles Polypenbild, zumindest die die es auch im alten Becken gemacht haben. Die LPS fingen erstmal an ihre Zooxanthellen abzustoßen, die Beleuchtungsstärke ist ja auch wesentlich höher. Eine Montipora die bei mir schon immer gezickt hatte fing an abzusterben, meine Pocillopora fiel leider herunter und wurde massiv vernesselt.
Die Wasserwerte aus den ersten Tagen:
Die erste Woche war ein Traum mit dem neuen Becken, der Chelmon ging an die Glasrosen die auf meinem älteren Gestein saßen und pickte fröhlich an den Steinen. Beim Frostfutter hat er sich nur zögerlich beteiligt. Die Zwergkaiser balzten schon wieder in der Abendphase. Obwohl sehr viele dazu abraten Putzerlippfische als Paar zu halten versuchte ich es und wurde dafür auch belohnt. Die beiden duldeten sich die ersten Tage und schwammen schon immer häufiger zusammen durchs Becken. Der Borstenzahn wurde von einem der anderen beiden Doktoren scheinbar verletzt, er hatte oberflächige "Schnittwunden" von einem Skalpell auf den Seiten und zerfetzte Flossen. Ich konnte aber keinerlei Aggressionen feststellen und die Spuren verschwanden zügig wieder ohne das erneut etwas passierte.
Anfang der zweiten Woche zeigte sich meine Baggergrundel nicht mehr, ich konnte sie nirgends finden. Bei der coolen Socke konnte ich mir ein herausspringen nicht vorstellen, zumal ich rings ums Aquarium einsehen kann. Kurz darauf verschwand der kleinere der Putzerlippfische, auch hier konnte ich nichts finden. Alle Fische wirkten top fit und bis zum Wochenende verlief alles normal ohne Auffälligkeiten.
Freitag Abend fielen mir leichte Pünktchen auf einer Flosse des Chelmons auf, er war der einzig betroffene Fisch, verhielt sich aber normal. Samstag morgen schrie die Frau als sie in das Wohnzimmer ging, der Chelmon lag tot im Sand. Bis auf wenige Pünktchen zeigte er keine Auffälligkeiten und war auch noch gut genährt.
Wir hatten am Wochenende viele Gäste in der neuen Wohnung zu besuch und konnte nicht ständig alle Fische kontrollieren. Jedoch zeigte kein Fisch optische Auffälligkeiten. Sonntag morgen blieb unser Goldringdoc dann in seiner Höhle und wollte diese nicht verlassen, als er sich doch einmal bei der Fütterung am Abend heraus traute traff mich der Schlag. Er war überzogen mit einen "samtigen" Belag und vereinzelt Pünktchen. Erst in der Blaulichtphase konnte ich auch bei meinen anderen Fischen weiße Pünktchen erkennen. Montag morgen vor der Arbeit lag der Goldringdoc ebenfalls im Sand und atmete schwer und war völlig verdreht. Ich hab ihn dann mit Nelkenöl erlöst...
Bedingt durch den Umzug habe ich aktuell keine Möglichkeit eine Quarantänebecken zu stellen, es geht in der Wohnung auch noch alles ein wenig drunter und drüber. Der Verlust meiner Fische hat mich schon genung mitgenommen und ich wollte auf keinen Fall meinen gesamten Bestand verlieren. Ich nahm Montags direkt mit Aquarium Münster Kontakt auf und ließ mich beraten nach einer Behandlung im Riff. Mir wurde Protmore in Verbindung mit einem Spezialfutter empfohlen. Ich greife nur sehr ungern zu Chemikalien, vorallem bei so einem jungen und instabilen Becken, hänge aber schon sehr an den Fischen so das ich das Risiko eingegangen bin. So schnell wie es mit den letzten Fischen zuende gegangen ist, konnte ich mir auch nicht vorstellen das da noch ein bisschen Knoblauch schon alles richtet.
Die Behandlung mit Protmor ist jetzt fast zuende, ich konnte keine negativen Auswirkungen auf das Becken feststellen. Die Beläge sind zurückgegangen und teils komplett verschwunden. An wenigen Stellen lässt sich noch eine Veränderung der Schleimhaut erkennen. Verluste hatte ich seit Einsatz des Medikaments keine mehr. Dieses Wochenende soll ein 30% Wasserwechsel durchgeführt werden, falls auch die letzten Veränderungen verschwunden sind.
Ich hoffe das jetzt Ruhe einkehrt und ich langsam am Riff weiter aufstocken kann. Mit Fischen warte ich erstmal noch einige Woche nach der Behandlung ab. Eine Analyse wurde VOR Einsatz des Medikaments weggeschickt, die Auffälligkeiten hier zusammengefasst und die vollständige Analyse im Link:
http://lab.atiaquaristik.com/share/2250e5cb9362aa098fe8
KH und Iod wurden angepasst, Po4 Adsorber sind keine im Einsatz und Start Produkte werden nach Plan dosiert.
Soweit erstmal vom neuen Becken, aktuelle Bilder inklusive Technikabteil stelle ich am Wochenende online.