Gianfranco's Riff
- Gianfranco
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- Registriert: Freitag 26. Juni 2015, 07:03
- Wohnort: Basel
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Gianfranco's Riff
Hallo zusammen
Meine Becken Vorstellung kommt etwas spät. Ich habe auf die Veröffentlichung von der Koralle Ausgabe 95 gewartet.
Ich hoffe so viel Text erschlägt niemanden
Aquarienporträt
Ein Venezianer in der Schweiz
Mit großen Augen schaute ich auf die leuchtend orange-roten Schwertträger, bewunderte die dominante Amazonaspflanze in der Beckenmitte und stellte Toni, dem Cousin meines Vaters, zu seinem schönen Süßwasseraquarium viele Fragen. Diesen Augenblick Mitte der 1970er-Jahre werde ich nie vergessen. Schon damals, im zarten Alter von sechs Jahren, war mir sofort schlagartig klar: Wenn ich einmal groß bin, will ich auch ein so schönes Aquarium haben.
Allerdings muss ich einräumen, dass meine Liebe zum aquatischen Lebensraum wenigstens einen zweiten Grund haben dürfte: Ich lebe zwar in der Schweiz, bin aber Kind venezianischer Einwanderer. Meine DNA enthält offenbar noch immer eine große Affinität zu
der berühmten Altstadt in der Lagune, durchzogen von Wasserkanälen, auf denen sich die venezianischen Gondeln bewegen. Die Liebe zum Wasser scheint so tief in meinem Genom verankert, dass ich mir ein Leben ohne Aquarium nur schwer vorstellen kann. Und so besaß ich im Lauf der Zeit mehre kleinere Aquarien, vom Zehnliter-Schneckenbecken bis zum 300-Liter-Diskusaquarium.
Die Pflege von Diskusfischen gilt in der Süßwasseraquaristik durchaus schon als sehr anspruchsvoll. Doch auch nach dieser Reifeprüfung traute ich mich noch nicht wirklich an ein Meerwasseraquarium heran. Die Vielfalt an Arten und Lebensformen begeisterte mich, doch eben diese ließen in mir auch die Befürchtung wachsen sie im Aquarium zu pflegen müsse besonders schwierig und anspruchsvoll sein. Und fortwährend reizte mich das wunderschöne Korallenriffaquarium meines Fachhhändlers Martin Moerker vom Zierfischcenter Basel bei jedem Besuch gewaltig. Unterschwellig war mir schon bald klar, dass ich dieser Verlockung nicht unendlich lange würde widerstehen können. Irgendwann besann ich mich dann schließlich auf meine Pflegeerfolge und Erfahrungen mit den empfindlichen Buntbarschen und fasste den Mut, in die Korallenriffaquaristik einzusteigen, mit einem 200-l-Riffbecken.
Es lief erstaunlich problemlos, und ich bekam es nach der Einlaufphase gut in den Griff. Alles entwickelte sich im erwarteten Rahmen, und große Probleme blieben aus. Allerdings litt ich sehr unter den Beschränkungen, die ich mir selbst hatte auferlegen müssen. Ich lebte in einer kleinen Wohnung, hatte nur ein kleines Budget zur Verfügung und darum logischerweise auch ein kleines Aquarium, mit all den Nachteilen, die das bei Einrichtung und Besatz mit sich bringt. Mein Wunschtraum war ein größeres Aquarium, das ich individuell planen und nach Maß anfertigen lassen konnte, ausgestattet mit hochwertiger Aquarientechnik.
Das neue Aquarium
Im August 2013 war es dann endlich so weit: Ich konnte meine Ideen Wirklichkeit werden lassen. Ich entwarf ein 420-l-Becken, das als Raumteiler aufgestellt werden und passend zur neuen Wohnung und Zimmereinrichtung verkleidet werden sollte. Ich studierte auch die Programme aquaristischer Hersteller, die Komplettaquarien anboten und fand sogar Becken in der passenden Form und Größe, doch keines davon besaß einen Bodenablauf, der sich für ein Raumteilerbecken eignete; alle waren als wandstehende Becken geplant. Darum wurde es letztlich doch ein individuell angefertigtes Aquarium.
In Sachen Aquarienbesatz hatte ich eigentlich keine besonders hochtrabenden Vorstellungen;
Weichkorallen, Hornkorallen, viele Steinkorallen, 10–15 Korallenfische und einige bewegliche Wirbellose sollten darin leben, eine gemischte Riffgemeinschaft eben. Die Größe des Beckens war ein Kompromiss zwischen meinen ästhetischen Vorstellungen und der Wirtschaftlichkeit einer solchen Investition, einschließlich der gesamten Technik.
Im November 2013 wurde das Becken angeliefert. Meine anfänglichen Befürchtungen, ich hätte bei der Planung irgendwie gepatzt, und das Becken oder die Verkleidung würden schließlich doch anders wirken als gedacht, waren bald verflogen. Alles entsprach meinen Vorstellungen besser als ich erwartet hatte. Das ist durchaus nicht selbstverständlich, weil man ein individuell geplantes Aquarium vorher nicht ansehen kann.
Der Aufbau der Riffstruktur aus Lebendgestein war dann allerdings eine echte Herausforderung, und erst nach ganzen zwei Tagen war ich mit der Form restlos zufrieden: Zwei große, säulenförmige Pfeiler, die oben durch eine plattenartige Konstruktion miteinander verbunden sind. Oben wollte ich ein Riffdach nachbilden, und der gesamte Plattenaufbau konnte unterschwommen werden. Ich plante viele Höhlen und Gesteinsspalten ein, in die sich Fische und Garnelen auch gern zurückziehen.
Hochwertige Aquarientechnik
Bei der aquarientechnischen Ausstattung des Beckens spielt die Beleuchtung meiner Überzeugung nach eine der wichtigsten Rollen, denn sie muss nicht nur ein Farbspektrum erzeugen, das die Bedürfnisse der Korallen erfüllt, sondern auch ökonomisch arbeiten und eine flexible Softwaresteuerung besitzen. HQI-Leuchten wollte ich wegen der schwer kontrollierbaren Wärmeentwicklung nicht verwenden, und bei T5-Leuchtstofflampen störte mich unter anderem der regelmäßig nötige Leuchtmittelwechsel. Ich entschied mich für das LED-Leuchtenmodell „Futura-S“ von Giesemann.
Bei Abschäumer und Strömungspumpen wählte ich nach positiven Erfahrungen in der Vergangenheit wiederum Produkte von Tunze. Im Becken befinden sich 2 x 6055 und 2 x 6095, betrieben im Intervallmodus.
Das Filtersystem sitzt im Technikbecken und besteht aus einem Tunze-DOC-Skimmer, einem Medienfilter mit Aktivkohle und einem 200-µm-Filtersack am Ablaufrohr. Eine Rückförderpumpe „Tunze Silence“ pumpt das Wasser aus diesem Becken zurück in das Aquarium. Eine Grotech-Vierkanal-Dosierpumpe für die Kalziumzufuhr oder Spurenelemente fand ebenfalls ihren Platz im Unterschrank. Die gesamte Aquarientechnik stammt nicht aus dem unteren Preissegment, doch die Aggregate sind durchweg sehr zuverlässig und energieeffizient. Der Stromverbrauch der Gesamtanlage liegt deutlich unterhalb meiner ursprünglichen Erwartungen.
Als Absicherung gegen einen länger dauernden Stromausfall habe ich eine Strömungspumpe mit einer Autobatterie und dem Tunze Safety Connector ausgestattet. Damit kann sie 24 Stunden lang betrieben werden. Zusätzlich habe ich ein altes iPhone mit der App „Presence“ bestückt. Die Kamera des Smartphones dient als Webcam, und damit kann ich von einem anderen iPhone aus mein Aquarium überwachen. Bei einem Stromausfall erhalte ich eine SMS und eine E-Mail – ein sehr beruhigendes Gefühl.
Geduldige Inbetriebnahme
Nun lief endlich das erste Salzwasser in das Becken. Ich entschied mich für einen Einstieg ganz nach „alter Schule“. Zwar sind inzwischen verschiedene Methoden verbreitet, mit deren Hilfe die Einfahrphase erheblich verkürzt wird, so dass man schon sehr früh mit Korallen besetzen kann, doch ich wollte die früher übliche lange Reifungsphase absolvieren und die Entwicklung des Beckens beobachten.
Ich brachte 40 kg Lebendgestein ein und befüllte das Becken einige Zentimeter hoch mit Bodengrund. Die Monate vergingen, viele Weichkorallen und die ersten Schnecken, Einsiedlerkrebse und Fische durften in das neue Heim. Nach diesen Erfahrungen würde ich allerdings heute weitaus weniger Weichkorallen einsetzen, sondern gleich mit Steinkorallen beginnen, denn schon Monate nach dem Erstbesatz begann ich, wuchsstarke Weichkorallen wieder aus dem Becken zu nehmen.
Die erste Krise
Nach fünf Monaten jedoch kam das Riffaquarium in eine Krise. Das Wachstum der Steinkorallen stagnierte, und die Farben wurden blass. Zwar befanden sich alle für mich messbaren Wasserwerte im Normbereich, doch man sah den Korallen mangelndes Wohlbefinden an. Die üblichen Ratschläge halfen nicht. Ein neuer Lösungsansatz musste her.
Ich stieß bei Recherchen auf den Namen Sangokai und sprach den Inhaber dieser Firma an, den Diplombiologen und KORALLE-Autoren Jörg Kokott. Mit seinem Produktprogramm bemüht er sich, die Organismen im Aquarium mit jenen Nährstoffen zu versorgen, die auch im natürlichen Korallenriff einen Hauptanteil des Ernährungsspektrums darstellen.
Zugleich gab er mir Unterstützung, indem er meine Aquarientechnik in langen Konversationen analysierte und optimierte, auch die Einstellungen von Beleuchtung, Abschäumer, Wasseraustausch mit dem Filterbecken und anderes. All dies war sehr erfolgreich und ließ das Aquarium innerhalb weniger Monate regelrecht aufblühen.
Nach annähernd zwei Jahren ist mein Korallenriffaquarium nun der faszinierende Mittelpunkt meiner Wohnung. Jeden Tag macht es mir von neuem Freude, das farbenprächtige Miteinander der Tiere in meinem kleinen privaten Korallenriff zu beobachten, und ich kann dieses faszinierende Hobby jedem Naturinteressierten wärmstens empfehlen. Danke, Toni, für Deine Inspiration in meiner Kindheit.
Gianfranco Pavan
Herzlicher Dank geht an folgende Anbieter für die Beratung und den guten Service:
Martin Moerker, Zierfischcenter, Basel (CH)
Ruedi Furter, Swissaquaristik, Hölstein (CH)
Jörg Kokott, Sangokai, Osterholz-Scharmbeck (D)
Lutz Heiwolt, Giesemann, Nettetal (D)
Aquariensteckbrief
Hauptbecken:
420L, Masse 100 x 70 x 60 (L x B x H)
Filterbecken:
229.5L, Masse 85 x 60 x 45
bei 20cm Füllstand ca. 70L
Osmose-Wasser Vorrat L-Form im Filterbecken eingebaut ca. 40L
Standzeit:
Seit 30.10.2013
Dekoration:
40 Kg Lebendgestein, 10 Kg Korallensand
Besatz Fische:
Zebrasoma flavescens, 4x Pseudanthias squamipinnis, 3x Centropyge acanthops,
Labroides dimidiatus, Pseudochromis fridmani, Pseudocheilinus hexataenia
Besatz Steinkorallen, Weichkorallen und Scheibenanemonen
Acanthastrea echinata, Acanthastrea ishigakiensis, Acanthophyllia deshayesiana, Acropora Formosa, Acropora millepora, Acropora tumida, Catalaphyllia jardinei, Caulastraea furcata, Caulastraea tumida,
Ctenactis crassa, Discosoma species, Duncanopsammia axifuga, Echinophyllia species, Euphyllia paraancora, Favia species, Favites acuticollis, Goniopora species, Lobophyllia hemprichii, Montipora capricornis, Montipora delicatula, Montipora foliosa, Pachyclavularia violacea (Briareum species), Pinnigorgia species, Pocillopora damicornis, Porites brighami, Protopalythoa species, Rhodactis species, Ricordea florida, Ricordea Yuma, Sarcophyton glaucum, Seriatopora hystrix, Seriatopora stellate, Sinularia brassica
Besatz bewegliche Wirbellose:
2x Lysmata amboinensis, 2x Lysmata wurdemanni, 2x Lysmata debelius, Calcinus talismani, Calcinus tibicen, Ciliopagurus strigatus, Babylonia secies, Cerithium species, Engina mendicaria, Tectus fenestratus
Beleuchtung:
Giesemann Futura-S 950mm mit 4 Boards à 20 LED, 120° Optik,
Gesamtleistung 350 Watt davon max. 260 Watt Stromverbrauch, 20400 Lumen
Strömungstechnik, Filterung:
2x Pumpen Tunze Turbelle nanostream 6095, 5 - 21W, 2.000 bis ca. 9.500l/h,
2x Pumpen 2x Tunze Turbelle nanostream 6055, 4 - 18W, 1.000 bis ca. 5.500l/h,
Tunze Multicontroller 7095, steuert 4 Pumpen im Intervallmodus abwechselnd
(2 Pumpen) 80-100% pulsierend und (2 Pumpen) 30%, nach 15min Seitenwechsel,
Abschäumer Tunze DOC Skimmer 9410, 11W, Wasserdurchsatz: 900l/h,
JNS Medienreaktor FR-1, 8W, Füllmenge 500ml, bestückt mit 100g Aktivkohle JBL
200 µm Filtersack am Bodenablauf
Nährstoffversorgung und Kalkhaushaltstabilisierung
Komplettes Versorgungsystem der Firma Sangokai
Grundnährstoffversorgung:
sango nutri-amin basic, sango nutri-element basic, sango nutri-spur basic
Tägliche Dosierung über Dosierpumpe
kai mineral
3x pro Woche Handdosierung
kai geos
1x pro Woche Handdosierung
Nährstoffversorgung für erhöhten Energiebedarf:
sango nutri-amin HED, sango nutri-spur HED
1x pro Woche Handdosierung
sango chem-ioF
3x pro Woche Handdosierung
Nährlösung speziell für SPS Korallen:
shoku nutri coral zx-L
Tägliche Dosierung
Kalkhaushalt-Stabilisierung:
sango chem-balance Ca-1, sango chem-balance Ca-2, sango chem-balance KH
Tägliche Dosierung über Dosierpumpe
Steigerung des heterotrophen Bakterienstoffwechsels:
shoku nutribacter I
Tägliche Dosierung
Pflegemassnahmen:
Täglich: Fische Füttern mit Frostfutter und Tablets, Scheibenreinigung,
Technik überprüfen, Sangokai Produkte dosieren
Wöchentlich: Osmose -Wasser nachfüllen, Abschäumer-Topf Reinigen, Filtersack wechseln
leichte Reinigung der Pumpen und veralgte Flächen, Dosierpumpe nachfüllen
Alle 1-2 Monate 30L Teilwasserwechsel mit Red Sea – Sea Salt, Filterbecken reinigen
Wasserwerte:
NO3 5-10 / PO4 0.02 / Ca 410 / Alk 7.0 / Mg 1350 / ph 8.1 / Dichte 1.0227 / 26°C
Meine Becken Vorstellung kommt etwas spät. Ich habe auf die Veröffentlichung von der Koralle Ausgabe 95 gewartet.
Ich hoffe so viel Text erschlägt niemanden
Aquarienporträt
Ein Venezianer in der Schweiz
Mit großen Augen schaute ich auf die leuchtend orange-roten Schwertträger, bewunderte die dominante Amazonaspflanze in der Beckenmitte und stellte Toni, dem Cousin meines Vaters, zu seinem schönen Süßwasseraquarium viele Fragen. Diesen Augenblick Mitte der 1970er-Jahre werde ich nie vergessen. Schon damals, im zarten Alter von sechs Jahren, war mir sofort schlagartig klar: Wenn ich einmal groß bin, will ich auch ein so schönes Aquarium haben.
Allerdings muss ich einräumen, dass meine Liebe zum aquatischen Lebensraum wenigstens einen zweiten Grund haben dürfte: Ich lebe zwar in der Schweiz, bin aber Kind venezianischer Einwanderer. Meine DNA enthält offenbar noch immer eine große Affinität zu
der berühmten Altstadt in der Lagune, durchzogen von Wasserkanälen, auf denen sich die venezianischen Gondeln bewegen. Die Liebe zum Wasser scheint so tief in meinem Genom verankert, dass ich mir ein Leben ohne Aquarium nur schwer vorstellen kann. Und so besaß ich im Lauf der Zeit mehre kleinere Aquarien, vom Zehnliter-Schneckenbecken bis zum 300-Liter-Diskusaquarium.
Die Pflege von Diskusfischen gilt in der Süßwasseraquaristik durchaus schon als sehr anspruchsvoll. Doch auch nach dieser Reifeprüfung traute ich mich noch nicht wirklich an ein Meerwasseraquarium heran. Die Vielfalt an Arten und Lebensformen begeisterte mich, doch eben diese ließen in mir auch die Befürchtung wachsen sie im Aquarium zu pflegen müsse besonders schwierig und anspruchsvoll sein. Und fortwährend reizte mich das wunderschöne Korallenriffaquarium meines Fachhhändlers Martin Moerker vom Zierfischcenter Basel bei jedem Besuch gewaltig. Unterschwellig war mir schon bald klar, dass ich dieser Verlockung nicht unendlich lange würde widerstehen können. Irgendwann besann ich mich dann schließlich auf meine Pflegeerfolge und Erfahrungen mit den empfindlichen Buntbarschen und fasste den Mut, in die Korallenriffaquaristik einzusteigen, mit einem 200-l-Riffbecken.
Es lief erstaunlich problemlos, und ich bekam es nach der Einlaufphase gut in den Griff. Alles entwickelte sich im erwarteten Rahmen, und große Probleme blieben aus. Allerdings litt ich sehr unter den Beschränkungen, die ich mir selbst hatte auferlegen müssen. Ich lebte in einer kleinen Wohnung, hatte nur ein kleines Budget zur Verfügung und darum logischerweise auch ein kleines Aquarium, mit all den Nachteilen, die das bei Einrichtung und Besatz mit sich bringt. Mein Wunschtraum war ein größeres Aquarium, das ich individuell planen und nach Maß anfertigen lassen konnte, ausgestattet mit hochwertiger Aquarientechnik.
Das neue Aquarium
Im August 2013 war es dann endlich so weit: Ich konnte meine Ideen Wirklichkeit werden lassen. Ich entwarf ein 420-l-Becken, das als Raumteiler aufgestellt werden und passend zur neuen Wohnung und Zimmereinrichtung verkleidet werden sollte. Ich studierte auch die Programme aquaristischer Hersteller, die Komplettaquarien anboten und fand sogar Becken in der passenden Form und Größe, doch keines davon besaß einen Bodenablauf, der sich für ein Raumteilerbecken eignete; alle waren als wandstehende Becken geplant. Darum wurde es letztlich doch ein individuell angefertigtes Aquarium.
In Sachen Aquarienbesatz hatte ich eigentlich keine besonders hochtrabenden Vorstellungen;
Weichkorallen, Hornkorallen, viele Steinkorallen, 10–15 Korallenfische und einige bewegliche Wirbellose sollten darin leben, eine gemischte Riffgemeinschaft eben. Die Größe des Beckens war ein Kompromiss zwischen meinen ästhetischen Vorstellungen und der Wirtschaftlichkeit einer solchen Investition, einschließlich der gesamten Technik.
Im November 2013 wurde das Becken angeliefert. Meine anfänglichen Befürchtungen, ich hätte bei der Planung irgendwie gepatzt, und das Becken oder die Verkleidung würden schließlich doch anders wirken als gedacht, waren bald verflogen. Alles entsprach meinen Vorstellungen besser als ich erwartet hatte. Das ist durchaus nicht selbstverständlich, weil man ein individuell geplantes Aquarium vorher nicht ansehen kann.
Der Aufbau der Riffstruktur aus Lebendgestein war dann allerdings eine echte Herausforderung, und erst nach ganzen zwei Tagen war ich mit der Form restlos zufrieden: Zwei große, säulenförmige Pfeiler, die oben durch eine plattenartige Konstruktion miteinander verbunden sind. Oben wollte ich ein Riffdach nachbilden, und der gesamte Plattenaufbau konnte unterschwommen werden. Ich plante viele Höhlen und Gesteinsspalten ein, in die sich Fische und Garnelen auch gern zurückziehen.
Hochwertige Aquarientechnik
Bei der aquarientechnischen Ausstattung des Beckens spielt die Beleuchtung meiner Überzeugung nach eine der wichtigsten Rollen, denn sie muss nicht nur ein Farbspektrum erzeugen, das die Bedürfnisse der Korallen erfüllt, sondern auch ökonomisch arbeiten und eine flexible Softwaresteuerung besitzen. HQI-Leuchten wollte ich wegen der schwer kontrollierbaren Wärmeentwicklung nicht verwenden, und bei T5-Leuchtstofflampen störte mich unter anderem der regelmäßig nötige Leuchtmittelwechsel. Ich entschied mich für das LED-Leuchtenmodell „Futura-S“ von Giesemann.
Bei Abschäumer und Strömungspumpen wählte ich nach positiven Erfahrungen in der Vergangenheit wiederum Produkte von Tunze. Im Becken befinden sich 2 x 6055 und 2 x 6095, betrieben im Intervallmodus.
Das Filtersystem sitzt im Technikbecken und besteht aus einem Tunze-DOC-Skimmer, einem Medienfilter mit Aktivkohle und einem 200-µm-Filtersack am Ablaufrohr. Eine Rückförderpumpe „Tunze Silence“ pumpt das Wasser aus diesem Becken zurück in das Aquarium. Eine Grotech-Vierkanal-Dosierpumpe für die Kalziumzufuhr oder Spurenelemente fand ebenfalls ihren Platz im Unterschrank. Die gesamte Aquarientechnik stammt nicht aus dem unteren Preissegment, doch die Aggregate sind durchweg sehr zuverlässig und energieeffizient. Der Stromverbrauch der Gesamtanlage liegt deutlich unterhalb meiner ursprünglichen Erwartungen.
Als Absicherung gegen einen länger dauernden Stromausfall habe ich eine Strömungspumpe mit einer Autobatterie und dem Tunze Safety Connector ausgestattet. Damit kann sie 24 Stunden lang betrieben werden. Zusätzlich habe ich ein altes iPhone mit der App „Presence“ bestückt. Die Kamera des Smartphones dient als Webcam, und damit kann ich von einem anderen iPhone aus mein Aquarium überwachen. Bei einem Stromausfall erhalte ich eine SMS und eine E-Mail – ein sehr beruhigendes Gefühl.
Geduldige Inbetriebnahme
Nun lief endlich das erste Salzwasser in das Becken. Ich entschied mich für einen Einstieg ganz nach „alter Schule“. Zwar sind inzwischen verschiedene Methoden verbreitet, mit deren Hilfe die Einfahrphase erheblich verkürzt wird, so dass man schon sehr früh mit Korallen besetzen kann, doch ich wollte die früher übliche lange Reifungsphase absolvieren und die Entwicklung des Beckens beobachten.
Ich brachte 40 kg Lebendgestein ein und befüllte das Becken einige Zentimeter hoch mit Bodengrund. Die Monate vergingen, viele Weichkorallen und die ersten Schnecken, Einsiedlerkrebse und Fische durften in das neue Heim. Nach diesen Erfahrungen würde ich allerdings heute weitaus weniger Weichkorallen einsetzen, sondern gleich mit Steinkorallen beginnen, denn schon Monate nach dem Erstbesatz begann ich, wuchsstarke Weichkorallen wieder aus dem Becken zu nehmen.
Die erste Krise
Nach fünf Monaten jedoch kam das Riffaquarium in eine Krise. Das Wachstum der Steinkorallen stagnierte, und die Farben wurden blass. Zwar befanden sich alle für mich messbaren Wasserwerte im Normbereich, doch man sah den Korallen mangelndes Wohlbefinden an. Die üblichen Ratschläge halfen nicht. Ein neuer Lösungsansatz musste her.
Ich stieß bei Recherchen auf den Namen Sangokai und sprach den Inhaber dieser Firma an, den Diplombiologen und KORALLE-Autoren Jörg Kokott. Mit seinem Produktprogramm bemüht er sich, die Organismen im Aquarium mit jenen Nährstoffen zu versorgen, die auch im natürlichen Korallenriff einen Hauptanteil des Ernährungsspektrums darstellen.
Zugleich gab er mir Unterstützung, indem er meine Aquarientechnik in langen Konversationen analysierte und optimierte, auch die Einstellungen von Beleuchtung, Abschäumer, Wasseraustausch mit dem Filterbecken und anderes. All dies war sehr erfolgreich und ließ das Aquarium innerhalb weniger Monate regelrecht aufblühen.
Nach annähernd zwei Jahren ist mein Korallenriffaquarium nun der faszinierende Mittelpunkt meiner Wohnung. Jeden Tag macht es mir von neuem Freude, das farbenprächtige Miteinander der Tiere in meinem kleinen privaten Korallenriff zu beobachten, und ich kann dieses faszinierende Hobby jedem Naturinteressierten wärmstens empfehlen. Danke, Toni, für Deine Inspiration in meiner Kindheit.
Gianfranco Pavan
Herzlicher Dank geht an folgende Anbieter für die Beratung und den guten Service:
Martin Moerker, Zierfischcenter, Basel (CH)
Ruedi Furter, Swissaquaristik, Hölstein (CH)
Jörg Kokott, Sangokai, Osterholz-Scharmbeck (D)
Lutz Heiwolt, Giesemann, Nettetal (D)
Aquariensteckbrief
Hauptbecken:
420L, Masse 100 x 70 x 60 (L x B x H)
Filterbecken:
229.5L, Masse 85 x 60 x 45
bei 20cm Füllstand ca. 70L
Osmose-Wasser Vorrat L-Form im Filterbecken eingebaut ca. 40L
Standzeit:
Seit 30.10.2013
Dekoration:
40 Kg Lebendgestein, 10 Kg Korallensand
Besatz Fische:
Zebrasoma flavescens, 4x Pseudanthias squamipinnis, 3x Centropyge acanthops,
Labroides dimidiatus, Pseudochromis fridmani, Pseudocheilinus hexataenia
Besatz Steinkorallen, Weichkorallen und Scheibenanemonen
Acanthastrea echinata, Acanthastrea ishigakiensis, Acanthophyllia deshayesiana, Acropora Formosa, Acropora millepora, Acropora tumida, Catalaphyllia jardinei, Caulastraea furcata, Caulastraea tumida,
Ctenactis crassa, Discosoma species, Duncanopsammia axifuga, Echinophyllia species, Euphyllia paraancora, Favia species, Favites acuticollis, Goniopora species, Lobophyllia hemprichii, Montipora capricornis, Montipora delicatula, Montipora foliosa, Pachyclavularia violacea (Briareum species), Pinnigorgia species, Pocillopora damicornis, Porites brighami, Protopalythoa species, Rhodactis species, Ricordea florida, Ricordea Yuma, Sarcophyton glaucum, Seriatopora hystrix, Seriatopora stellate, Sinularia brassica
Besatz bewegliche Wirbellose:
2x Lysmata amboinensis, 2x Lysmata wurdemanni, 2x Lysmata debelius, Calcinus talismani, Calcinus tibicen, Ciliopagurus strigatus, Babylonia secies, Cerithium species, Engina mendicaria, Tectus fenestratus
Beleuchtung:
Giesemann Futura-S 950mm mit 4 Boards à 20 LED, 120° Optik,
Gesamtleistung 350 Watt davon max. 260 Watt Stromverbrauch, 20400 Lumen
Strömungstechnik, Filterung:
2x Pumpen Tunze Turbelle nanostream 6095, 5 - 21W, 2.000 bis ca. 9.500l/h,
2x Pumpen 2x Tunze Turbelle nanostream 6055, 4 - 18W, 1.000 bis ca. 5.500l/h,
Tunze Multicontroller 7095, steuert 4 Pumpen im Intervallmodus abwechselnd
(2 Pumpen) 80-100% pulsierend und (2 Pumpen) 30%, nach 15min Seitenwechsel,
Abschäumer Tunze DOC Skimmer 9410, 11W, Wasserdurchsatz: 900l/h,
JNS Medienreaktor FR-1, 8W, Füllmenge 500ml, bestückt mit 100g Aktivkohle JBL
200 µm Filtersack am Bodenablauf
Nährstoffversorgung und Kalkhaushaltstabilisierung
Komplettes Versorgungsystem der Firma Sangokai
Grundnährstoffversorgung:
sango nutri-amin basic, sango nutri-element basic, sango nutri-spur basic
Tägliche Dosierung über Dosierpumpe
kai mineral
3x pro Woche Handdosierung
kai geos
1x pro Woche Handdosierung
Nährstoffversorgung für erhöhten Energiebedarf:
sango nutri-amin HED, sango nutri-spur HED
1x pro Woche Handdosierung
sango chem-ioF
3x pro Woche Handdosierung
Nährlösung speziell für SPS Korallen:
shoku nutri coral zx-L
Tägliche Dosierung
Kalkhaushalt-Stabilisierung:
sango chem-balance Ca-1, sango chem-balance Ca-2, sango chem-balance KH
Tägliche Dosierung über Dosierpumpe
Steigerung des heterotrophen Bakterienstoffwechsels:
shoku nutribacter I
Tägliche Dosierung
Pflegemassnahmen:
Täglich: Fische Füttern mit Frostfutter und Tablets, Scheibenreinigung,
Technik überprüfen, Sangokai Produkte dosieren
Wöchentlich: Osmose -Wasser nachfüllen, Abschäumer-Topf Reinigen, Filtersack wechseln
leichte Reinigung der Pumpen und veralgte Flächen, Dosierpumpe nachfüllen
Alle 1-2 Monate 30L Teilwasserwechsel mit Red Sea – Sea Salt, Filterbecken reinigen
Wasserwerte:
NO3 5-10 / PO4 0.02 / Ca 410 / Alk 7.0 / Mg 1350 / ph 8.1 / Dichte 1.0227 / 26°C
Gruss
Gianfranco
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Re: Gianfranco's Riff
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Zuletzt geändert von Gianfranco am Freitag 2. Oktober 2015, 16:54, insgesamt 1-mal geändert.
Gruss
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Re: Gianfranco's Riff
Hallo Gianfranco!
Vielen Dank für Dein schönes Aquarienportrait. Ich hab mich sehr gefreut, in der aktuellen KORALLE ein SANGOKAI Riffbecken zu sehen! Das sind also jetzt die schon erwähnten iPhone 6 Fotos? Sehen von der Farbwiedergabe echt gut aus. Muss wohl mal von meinem alten iPhone 4 langsam upgraden
Vielen Dank für Dein schönes Aquarienportrait. Ich hab mich sehr gefreut, in der aktuellen KORALLE ein SANGOKAI Riffbecken zu sehen! Das sind also jetzt die schon erwähnten iPhone 6 Fotos? Sehen von der Farbwiedergabe echt gut aus. Muss wohl mal von meinem alten iPhone 4 langsam upgraden
Gruß,
Jörg
Jörg
- Gianfranco
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Re: Gianfranco's Riff
Hallo Jörg
Mir war es wichtig im Bericht Dich und das Sangokai System zu erwähnen. Schliesslich ist dein System für das gelingen stark mitverantwortlich.
Die Fotos wurden mit meinem neuen Samsung Galaxy S6 gemacht. Da muss mann gar nichts mehr können Nur abdrücken.
Herr Knop hatte mir das IPhone 6 empfohlen. Er macht viele Fotos damit und ist sehr zufrieden.
Ich hab dann enige Tests auf Fachwebseiten gelesen und mich dann für das Galaxy 6S entschieden.
Mir war es wichtig im Bericht Dich und das Sangokai System zu erwähnen. Schliesslich ist dein System für das gelingen stark mitverantwortlich.
Die Fotos wurden mit meinem neuen Samsung Galaxy S6 gemacht. Da muss mann gar nichts mehr können Nur abdrücken.
Herr Knop hatte mir das IPhone 6 empfohlen. Er macht viele Fotos damit und ist sehr zufrieden.
Ich hab dann enige Tests auf Fachwebseiten gelesen und mich dann für das Galaxy 6S entschieden.
Gruss
Gianfranco
Gianfranco
Re: Gianfranco's Riff
Hallo,Gianfranco hat geschrieben:Hallo Jörg
Mir war es wichtig im Bericht Dich und das Sangokai System zu erwähnen. Schliesslich ist dein System für das gelingen stark mitverantwortlich.
Die Fotos wurden mit meinem neuen Samsung Galaxy S6 gemacht. Da muss mann gar nichts mehr können Nur abdrücken.
Herr Knop hatte mir das IPhone 6 empfohlen. Er macht viele Fotos damit und ist sehr zufrieden.
Ich hab dann enige Tests auf Fachwebseiten gelesen und mich dann für das Galaxy 6S entschieden.
das war einer der schönsten Berichte seit langen in der "Koralle". Wobei ich mich auch sehr über das Thema Cyano gefreut habe. Mal was anderes als "durchgeknallte" Fische . Eigentlich müssten viel mehr Artikel von Jörg drin stehen, schließlich geht es um unser aller Hobby.
Nun bin ich beruhigt, dass die Fotos mit dem neuen Samsung gemacht wurden. Hab mir nämlich auch eins leisten müssen, nachdem mein altes nicht mehr wollte. Nun brauch ich nur noch das Becken dazu.
Das Becken von Gianfranco ist echt eine Wucht.
LG
Daniel
______________________________________________________________________
Mein Mein SANGOKAI Riffaquarium
Mein Mein SANGOKAI Riffaquarium
Re: Gianfranco's Riff
Sehr ausführliche Vorstellung des Beckens und des Hobbys.
Ja, Jörg hat wohl schon einige aus der Krise geholt.
Wie hälst Du Deine Scheiben und Wände so sauber? Da ist ja nicht der geringste Ansatz von Kalkrotalgenn
Ja, Jörg hat wohl schon einige aus der Krise geholt.
Wie hälst Du Deine Scheiben und Wände so sauber? Da ist ja nicht der geringste Ansatz von Kalkrotalgenn
Gruß
Enrico
Enrico
- Gianfranco
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Re: Gianfranco's Riff
Hi Enrico
Ich verwende täglich den Flipper Magnetreiniger. Die Rückwände reinige ich 1x pro Woche mit einem konventionellen Klingenreiniger.
Leider habe ich trotz grösser Sorgfalt ein paar Kratzer verursacht.
Da wollte ich die unteren Tunze Pumpen mit der Rock Verkleidung verstecken. Die Dinger sind aus Keramik und beim hantieren habe ich ein paar Kratzer gemacht Ganz so schlimm ist es nicht, aber es nervt.
Ich verwende täglich den Flipper Magnetreiniger. Die Rückwände reinige ich 1x pro Woche mit einem konventionellen Klingenreiniger.
Leider habe ich trotz grösser Sorgfalt ein paar Kratzer verursacht.
Da wollte ich die unteren Tunze Pumpen mit der Rock Verkleidung verstecken. Die Dinger sind aus Keramik und beim hantieren habe ich ein paar Kratzer gemacht Ganz so schlimm ist es nicht, aber es nervt.
Gruss
Gianfranco
Gianfranco