Nehmen wir mal an (also rein theoretisch und rein rechnerisch), der Test vom Hersteller reduziert nach 10 Minuten 1 % vom Nitrat zu Nitrit und die Farbe entspricht laut Farbskala 10 mg No3. Die Farbe selbst sagt also eigentlich nur 0,1 mg Nitrit ?! Richtig?
Nitrat wiegt 62 g/mol, Nitrit 46 g/mol.
Wenn du jetzt 1% von 10 mg Nitrat reduzierst entspricht das nicht 0.1 mg Nitrit sondern 0.074 mg, da es bei der Reduktion leichter wird. (Berechnet nach 0.1/62 x 46).
Aber das ist für die Meerwasseraquaristik sehr irrelevant .
Wie versprochen liefere ich noch ein paar Daten nach. Ich bin selbst überrascht wie sehr Nitrit den Nitrattest, vor allem bei kleinen Konzentrationen beeinflusst.
Bei einem Nitratwert von ~10 mg/l (die Standardlösung ist nicht zu 100% genau) verfälschen 0.2 mg/l Nitrit das Messergebnis um etwa 15% nach oben, wenn man den Test ausfärben lässt. Nach den 3 Minuten Wartezeit, welche bei der Testbeschreibung angegeben sind, werden etwa 30% zuviel angezeigt. Also eher vernachlässigbar.
Bei 2.5 mg/l Nitrat sieht die Welt allerdings anders aus. 0.2 mg/l Nitrit verfälschen das Ergebnis um etwa 180% nach oben. Ist man also im "Sollbereich" des Nitratgehalts, ist eine leicht rosa Färbung wenig aussagekräftig, sofern auch etwas Nitrit im Becken vorhanden ist.
Ich klinke mich hier mal ein, auch wenn der Thread schon älter ist.
Sehr interessante Sache und super Erläuterung!
Wenn ich das also richtig verstanden habe, müsste ich bei einem Beispielhalber NO3 Wert von 5mg/l und No2 Wert von 0,02mg/l einen TATSÄCHLICHEN NO3 Wert von 1mg/l Haben, richtig?
Ist das verlässlich bzw könnte man damit arbeiten, das 0,01mg/l NO2 den NO3 Wert um 2mg/l verfälschen oder ist das immer unterschiedlich?
Dann könnte man doch Die Sache sicherlich noch weiter verfolgen und mal eine Tabelle anfertigen wo man dann nur noch gucken muss wenn man NO2/NO3 gemessen hat wie hoch der "tatsächliche" Wert ist oder nicht?
Was steckt eigentlich chemisch hinter der Verfälschung der Ergebnisse, wenn man mit einem Tröpfchentest Nitrat misst. Hier die Antwort:
Die Testsets für Nitrat (wie bspw. salifert Nitrat) messen eigentlich Nitrit, da es schwierig ist, Nitrat direkt zu messen. Zum Nachweis von Nitrat muß es erst zu Nitrit reduziert werden; dies geschieht mittels Zink. Als Reagenz dienen essigsaure Lösungen von Sulfanilsäure und α-Naphthylamin, die auch bei Raumtemperatur noch einen rotvioletten Azofarbstoff bilden, der dann photometrisch gemessen wird. Das Gemisch ist als "Lunges Reagenz" bekannt. Bereits vorhandenes Nitrit kann also sofort zum Azofarbstoff reagieren und täuscht einen höheren Nitratwert vor.
Ich greife das auch noch einmal auf, mittlerweile bieten die Hersteller auch Korrekturfaktoren für Ihre Tests, der Tropic Marin Nitrit/Nitrat Kombitest liefert eine Tabelle mit, die für den Test eine Messwert-Interpretation ermöglicht. Ideal wäre es, immer einen Nitrat Test mit einer Nitrit-Überprüfung zu kombinieren, wenn man im gut laufenden Becken kein Nitrit im Wasser hat, macht man das natürlich eher selten. Aber gerade bei kuriosen Nitrat-Messwerten, die plötzlich da sind, muss man immer eine Nitrit-Überprüfung machen, um den hohen Nitratgehalt zu relativieren.
Jörg Kokott hat geschrieben:der Tropic Marin Nitrit/Nitrat Kombitest liefert eine Tabelle mit
Christian hat hier im Forum eine solche Nitrat-Korrektur Tabelle gepostet.
Und hier habe ich noch eine Aussage von Hans-Werner Balling zu der Thematik:
Hans Werner Balling hat geschrieben:alle handelsüblichen Nitrat-Tests messen eigentlich Nitrit nach Reduktion des Nitrates. Je nach dem Anteil des Nitrates, der reduziert wird, wird die Nitrat-Messung mehr oder weniger von Nitrit beeinflusst. Ich bilde mir ein, dass wir bei den Tropic Marin Tests schon einen relativ hohen Anteil des Nitrates reduzieren, dennoch wirkt sich Nitrit mit dem Faktor 50 (Basic Test) bzw. 100 (Profi Test) aus. Keine Ahnung, wie der Faktor bei anderen Tests aussieht, es gibt aber sicher einen, rein von der Messemethodik her.