Warum, die Stoffe wirken ja nicht grundsätzlich hemmend? [edit: ich hab nachträglich gesehen, dass Du Dich auf einen Satz beziehst, der von mir falsch geschrieben wurde, hab das im Beitrag vorher mit einem edit versehen]. Ich wollte damit nur sagen, wenn Du einen Chemiker (das hast Du ja angesprochen) danach fragst, dann will der von Dir wissen, was er suchen soll! Ansonsten findest Du die Nadel im Heuhaufen nicht.Es gibt den schier unendlichen Bereich der organischen Stoffe, die weder erfassbar noch quantifizierbar sind." Nur ist das nicht wieder ein Argument für den regelmäßigen Wasserwechsel? Der regulierend eingreifen kann, indem er unbekannte Stoffe, welche sich langsamer anreichern als die Verdünnungsrate, ausschaltet?
Ich komme mit Adsorber und Kohle + Abschäumer seit Jahren ohne viel Wasserwechsel aus, ich hab noch nie viel Wasser gewechselt und die Adsorber holen eben viel raus, gerade auch die Alu-Adsorber, wobei dann eben wieder Alu hoch geht (aber die ziehen nicht so viel Phosphat und wirken daher nicht so stark auf den Phosphatgehalt). Ich sehe wie schon im ursprünglichen Beitrag gesagt, keinen Grund bzw. ich bin mir keiner globalen organischen Hemmstoffe bewusst, die ich nur über einen Wasserwechsel rausbekommen würde. Die mag es vielleicht geben, wenn man Becken betrachtet mit top Wasserwerten, vernünftiger Technik, und trotzdem laufen sie schlecht), aber wie ich schon schrieb, nicht in einem globalen Ausmaß, sonst würden nicht so viele Becken mit wenig Wasserwechsel funktionieren.
Die organischen Stoffe, die ich dosiere, werden alle verbraucht, was ist da "zu viel des Guten"? Das meine ich, ohne konkret zu werden, weiß ich nicht, über was wir diskutieren. Für Gelbstoffe/Huminsäuren, die wir ja seit Jahrzehnten als organische Hemmstoffe kennen, nutze ich eine gute Kohle im Dauereinsatz und bei Bedarf steht auch noch der Adsorber zur Verfügung. Du möchtest wie ich es verstehe auf Nummer sicher gehen und wegen möglicher Unbekannter einen Routinewasserwechsel machen. Kannst Du gerne tun. Wenn Du für Dein Becken zeigst, dass es auf Dauer damit besser steht als ohne, werde ich Dir natürlich nicht widersprechen, sofern man eben ausschliessen kann, dass es an der (messbaren) Hauptzusammensetzung liegt.Zusätzlich würde ich im regelmäßigen Wasserwechsel gerade für dein 3-Plus-2-System einen Vorteil sehen. Bei variablem Korallenbesatz, Licht etc. wird die anwenderfreundliche und daher statische Dosierung, gekoppelt an den PO4-Wert, auch zwangsläufig in dem ein oder anderen Becken ein zu viel des Guten sein.
In meinen Augen ist der WW auch genau das. Ich nutze es ja auch als Werkzeug, das ist ja das, wo ich offensichtlich falsch verstanden werde. Aber ich prüfe lieber Wasser in der anorganischen Zusammensetzung (was wir mittlerweile ohne Probleme können) und halte es in dieser anorganischen Zusammensetzung stabil (BALANCE), und wenn ich sehe, dass das Becken nicht gut stehen sollte, kann ich einen Wasserwechsel natürlich jeder Zeit testen. Wenn das Becken nicht drauf reagiert, hat es vermutlich nichts mit dem Wasser zu tun. Wenn doch, dann weiß ich zumindest, das es eine Ursache gibt, die kann ich dann suchen. Entweder ich finde etwas (wie beispielsweise schon gesagt Mulm, schlechte Refugien, alter Bodengrund, schlechte allgemeine Beströmung), oder ich habe einen Sinn im Wasserwechsel, den ich nicht nachweislich erklären kann. Aber dann kann ich für dieses Becken eben argumentieren. Und dann sage ich nochmals, werde ich Dir nie widersprechen, allenfalls noch Ideen entwickeln, woran es liegen kann. Aber dann weiß ich, dass Du Dein Becken verstehst, es überprüfst, es kontrolliert. Es wird vermutlich immer Vorgänge geben, die wir nicht so ganz genau erklären können. Aber einfach 10% die Woche wechseln, weil mir das ein Händler oder Hersteller sagt, finde ich sehr fragwürdig bei all dem Wissen, das wir heute zur Verfügung haben, um Probleme zu ergründen.Ich sehe meine Aufgabe als Aquarianer, diese Ungleichgewichte zu regulieren und Probleme zu neutralisieren. Darum ist der regelmäßige WW für mich nix anderes als ein Werkzeug wie Schäumer, Kohle und Co.
Aber wenn wir dann jetzt über Routinewasserwechsel sprechen, von z.B. 10% die Woche, wo liegt da die Bemessungsgrundlage? Warum sollen denn genau diese 10% pro Woche helfen? Früher, bevor es die Analysen gab, die ja hier offensichtlich auch nicht mit größter Freude bewertet werden (warum versteh ich allerdings nicht), ist ein Problemaquarianer zum Händler gegangen und der konnte sich gleich zunächst seinen Profit sichern, in dem er den Kunden einen Kübel Salz verkauft und sagt "mach mal großzügig Wasserwechsel". Das habe ich in meiner Jungend bis zu meiner professionellen "Karriere" über viele Jahre im Handel selbst erlebt. Wenn das nicht geklappt hat, wurde als nächstes Easy Life über die Ladentheke gereicht, dann kamen die Bakterien, und jetzt werden komplette Versorgungssysteme verkauft. Keiner von den Händlern hat sich auch nur ein mal das Becken überhaupt angeschaut und geprüft, was der Kunde da Zuhause überhaupt macht (Stichwort Anamnesebogen). Und für mich ist das Thema Wasserwechsel extrem stark davon geprägt. Und deshalb bewerte ich den Wasserwechsel auch so kritisch als reine "Symptombehandlung".
Wie gesagt, wer Wasser wechseln will, kann das tun so viel und oft er/sie möchte. Das ist ja nicht mein Geld. Aber da ich aquaristische Themen für meine Endkunden und Anwender bearbeite, erörtere ich das Thema Wasserwechsel auch so umfangreich. Aber ich argumentiere ungern über (ist jetzt nicht böse gemeint) mysteriöse Stoffe, die sich irgendwie im Wasser anreichern und jedes Riffaquarum damit belasten. Dafür gibt es doch mittlerweile genug Becken, die zeigen, dass es auch ohne oder mit deutlich weniger geht. Wenn es dafür Analysen braucht, okay, aber auch da wiederhole ich mich, bekommt man eine Information, mit der man arbeiten kann (entweder er stimmt was nicht und ich kann es korrigieren, oder alles passt von der anorganischen Seite und ich kann das Thema Meerwasserzusammensetzung zumindest für einige Zeit abhaken).